Editorial aus dem “KircheAktuell”:
70 x 7 = ?
Die meisten Krisen sind weit weg und haben nichts mit mir zu tun. Die kann ich vom Sofa aus betrachten, genau wissen, was zu tun wäre und mich entspannt zurücklehnen und meinen Tee geniessen. Dass mich irgendwelche Politiker belügen und enttäuschen, daran habe ich mich schon längst gewöhnt.
Aber es gibt Krisen, die kommen gefährlich nahe. Wenn mir liebe Menschen wegsterben. Da bricht das Herz, was bleibt ist Schmerz. Oder wenn mich vertraute Menschen zuerst täuschen, dann enttäuschen und alles plötzlich ganz anders ist als ich dachte. Da bricht das Herz, was bleibt ist Schmerz. Und Zorn. Der Zorn der Gerechten. Meine ich.
Aber Paulus sagt mit den Psalmisten, dass keiner gerecht ist, auch nicht einer. Du und ich.
Gerecht ist seit Erschaffung der Welt nur einer und wirklich Gutes getan hat nur er: Jesus Christus, Gott, der auf die Welt kam. Für mich und dich. Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, aus dem ekeligen Sumpf. Und dich aus deinem Sumpf. An sein Kreuz hat er sich nageln lassen für mich und dich. Und nimmt mir meinen Mist vergeben.
Meine Hartherzigkeit und Gleichgültigkeit, meine Trägheit und Lügen, meinen Zorn der Ungerechten. Und dir deinen Mist.
Wie kann ich darauf antworten?
Indem ich ihn liebe. Und seine Vergebung annehme und weitergebe. Immer wieder. Jeden Tag neu. Jesus sagt siebzigmal sieben Mal und meint immer und immer wieder.
Aber denk ja nicht, Vergebung sei billig. Das war sie nie. Weder für Jesus, der mit seinem Leben bezahlt hat noch für mich, wenn ich darum ringe, selbst zu vergeben. Immer und immer wieder…
Gudrun Aebi, Kirchenpflegerin
